Samstag, 24. März 2012

Das menschliche Balzverhalten - Ethologie 2


Jede Population kann nur fortbestehen, wenn sich die Lebewesen fortpflanzen. Tiere mit der größten direkten Fitness (=Fortpflanzungserfolg) haben die meisten Nachkommen, daher sucht sich jedes Tier einen Partner mit größtmöglicher Fitness aus. Die Männchen mussten also verschiedene Strategien entwickeln, um sich in Sachen Fortpflanzung einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu verschaffen. Das Weibchen sucht sich einen Partner aus, der sich gegen Konkurrenz und Feinde gut verteidigen kann. Straußenweibchen zum Beispiel bevorzugen größere Straußenmännchen, da sich diese gegen kleinere Artgenossen durchsetzen können. Außerdem haben Straußenmännchen durch ihre Größe eine bessere Sicht über die Steppe und können Feinde früher erkennen. Je größer der Strauß, desto mehr Weibchen schließen sich seinem Harem an. Ein weiteres Beispiel bietet der Paradiesvogel, dessen bunte Farben die Weibchen anlocken. Je greller seine Farben, desto mehr Erfolg hat er bei der Fortpflanzung. Aber je bunter und greller seine Farben, desto leichter wird er von seinen Fressfeinden entdeckt. Ein ähnlicher Selektionsfaktor ist die Größe des Hirschgeweihs. Hirsche mit großem Geweih pflanzen sich häufig fort, da ein großes Geweih für gute Gene steht. Hirsche mit zu großem Geweih werden ausselektiert, da ihre Bewegungs- und damit ihre Fluchtfähigkeit stark eingeschränkt ist.
Neben den rein optischen Signalen zur Partnerfindung gibt es auch das Balzverhalten. Dieses Verhalten ist ein vor der Paarung aufgeführtes Bewegungs- und Lautmuster, welches unter der Art allgemein anerkannt ist. So ein sich wiederholendes Verhalten mit immer gleichem Ablauf nennt man ritualisiertes Verhalten. Ein Beispiel ist das Balzverhalten des Straußenmännchen. Dieses spreizt hierbei seine Flügel und schwingt seinen Kopf von der einen Seite zur Anderen, um das Weibchen zu beeindrucken und seine Paarungsbereitschaft zu signalisieren.
Wie alle anderen Arten war auch der Mensch in der Geschichte der Evolution vielen Selektionsdrücken ausgesetzt, darunter auch der sexuellen Selektion. Bei einem so hoch entwickelten Lebewesen mit komplexer Sozialstruktur ist es schwierig, Verhaltensweisen genau zu deuten. Zuallererst gibt es auch bei Menschen optische Signale zur Partnerfindung. Männer gehen in Fitnesscenter, um Muskeln aufzubauen. Eine starke und sportliche Figur half schon den frühen Menschen beim überwintern und signalisiert den Frauen eine höhere direkte Fitness. Frauen tragen Highheels, um ihre Reize hervorzuheben. Während des Eisprungs sind die Lippen der Frau stärker durchblutet und nehmen ein kräftiges rot an. Der rote Lippenstift soll genau dies bekräftigen. Im Unterbewusstsein erscheint dem Mann die Frau nun fruchtbarer. Neben den optischen Reizen spielen noch die Intelligenz des jeweiligen Partners und die olfaktorischen Signale eine Rolle. Die Frau kann im Unterbewusstsein an dem Geruch des Schweißes eines Mannes auf dessen Potenz schließen. Man sollte deshalb dennoch nicht schwitzend und mit erhobenen Armen durch eine Diskothek laufen. Als menschliches Balzverhalten könnte man das Tanzen bezeichnen, wobei diese unterschiedlichen Bewegungen nicht mit einem Balztanz im Tierreich verglichen werden können. Durch symbolische Nahrungsübergabe mindern Haubentaucher zum Beispiel die Aggression des Partners über die Annäherung, das die Individualdistanz des Individuums verletzt wird. Somit könnte man das Ausgeben eines Getränks im Club erklären. Zum Balzverhalten kann man noch den Kuss zählen, eine Geste der Zuneigung. Auch intensiver Augenkontakt gehört dazu. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Balzverhalten des Menschen aus vielen verschiedenen Gesten besteht. Bei paarungsbereiten Menschen ist die Dauer des Balzverhaltens viel größer, als die eines Tieres, bei dem es im Durchschnitt schon nach einigen Minuten zum Fortpflanzungsakt kommt.

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